Mit einem Bein auf der Straße

Wohnen ist ein Grund­be­dürfnis. Bezahl­barer Wohnraum ist jedoch alles andere als selbstverständlich. 

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der Jugend­lichen sorgen sich wegen teuren Wohn­raums. Das ist mehr als jede*r Zweite. Zurecht! 

Quelle: Trend­studie Jugend in Deutschland 2024

Von denen, die aktuell auf der Suche sind, schätzen sieben von zehn (69 %) der 16- bis 29-​Jährigen die Suche als schwierig ein.

Quelle: Kleinanzeigen-​Studie 2024 

2 Millionen 

2006 

1 Million 

2023 

Ein Grund:

Es gibt immer weniger Sozi­al­woh­nungen. Seit 2006 hat sich der Bestand von mehr als 2 Mil­lionen auf nur noch 1,071 Mil­lionen hal­biert. Dies liegt daran, dass mehrere zehn­tau­sende Woh­nungen pro Jahr aus der Sozi­al­bindung fallen. 

Quelle: Deut­scher Mie­terbund 2024

Die Folge

Hohe Wohn­kosten belasten — besonders die, die schon wenig haben. Haus­halte mit nied­rigem Ein­kommen haben die höchste Miet­be­lastung (Ver­hältnis zwi­schen Brut­to­kalt­miete und Haus­halts­net­to­ein­kommen).
Quelle: DIW 2024 

Unter hohen Mieten leiden besonders Allein­er­zie­hende und Ein­per­so­nen­haus­halte. Ihre Miet­be­lastung lag 2021 bei durch­schnittlich 30 %, bei Paaren oder Familien mit Kindern lediglich bei gut 20 %. Zum Ver­gleich: Die durch­schnitt­liche Miet­be­lastung für alle Haus­halte betrug rund 27 %. Der Anteil der Über­be­lastung, also der Mieter*innen, deren Miet­be­lastung über 40 % des Net­to­ein­kommens beträgt, liegt mit 13 % auf einem hohen Niveau.
Quelle: DIW 2024 a; DIW 2024 b

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ist die wohn­kos­ten­be­rei­nigte Armuts­quote statt 14,4 % in der kon­ven­tio­nellen Armuts­quote. Berück­sichtigt man Wohn­kosten in der Armuts­messung, wird damit eine zusätz­liche Gruppe von 5,4 Mil­lionen Men­schen sichtbar, die an oder unter der Armuts­grenze leben. Ent­spre­chend sind 17,5 Mil­lionen statt 12,1 Mil­lionen Men­schen in Deutschland von Armut betroffen.

Quelle: Der Pari­tä­tische 2024

Das Nest ver­lassen — aber ohne Flügel

Wohn­kosten und Miet­preise treffen junge Men­schen in der finan­ziell unsi­cheren Lebens­phase der Exis­tenz­gründung besonders. 

Stu­die­rende

aller Stu­die­renden waren 2023 armuts­ge­fährdet — unab­hängig von ihrer Wohn­si­tuation. (Quelle: destatis 2024)
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der Stu­die­renden, die allein oder aus­schließlich mit anderen Aus­zu­bil­denden oder Stu­die­renden zusammen lebten, waren armuts­ge­fährdet. (Quelle: destatis 2024)
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ihres Haus­halts­ein­kommens müssen Stu­die­rende im Schnitt auf­wenden, um ihre Miete zu bezahlen — wenn sie nicht mehr im Elternhaus leben. (Quelle: Han­dels­blatt 2024) Im bun­des­weiten Durch­schnitt geben die Deut­schen 25 % für ihre Wohn­kosten aus.
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der Stu­die­renden, die einen Haushalt allein oder zusammen mit anderen Stu­die­renden und Aus­zu­bil­denden bewohnten, galt 2023 durch die Wohn­kosten als über­lastet (61 %). (Quelle: Han­dels­blatt 2024, tages­schau 2024) Zum Ver­gleich: In der Gesamt­be­völ­kerung lag der Anteil bei 13 %. 
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der Stu­die­renden lebt heute noch bei den Eltern – fast jede*r Zweite. Das ist ein deut­licher Anstieg in den letzten 20 Jahren. 2002 waren es nur ein knappes Drittel (31 %) der Stu­die­renden. (Quelle: Han­dels­blatt 2024)
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Aus­zu­bil­dende

aller Aus­zu­bil­denden waren 2023 armuts­ge­fährdet — unab­hängig von ihrer Wohn­si­tuation. (Quelle: destatis 2024)
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der Aus­zu­bil­denden, die allein oder mit anderen Aus­zu­bil­denden oder Stu­die­renden zusammen lebten, waren armuts­ge­fährdet. (Quelle: destatis 2024)
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des Haus­halts­ein­kommens müssen Aus­zu­bil­dende durch­schnittlich auf­wenden, um ihre Miete zu bezahlen — wenn sie nicht mehr im Elternhaus leben. (Quelle: Han­dels­blatt 2024) Im bun­des­weiten Durch­schnitt geben die Deut­schen 25 % für ihre Wohn­kosten aus.
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Aus­zu­bil­dende galt 2023 als über­be­lastet durch Wohn­kosten (47 %). (Quelle: Han­dels­blatt 2024, tages­schau 2024) Zum Ver­gleich: In der Gesamt­be­völ­kerung lag der Anteil bei 13 %. 
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Das fest­ge­legte Exis­tenz­mi­nimum der Bun­des­re­gierung 2025 (Quelle: Bun­destag 2024)
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Stu­die­rende

hat die Hälfte der Stu­die­renden mit eigener Haus­halts­führung im Monat zur Ver­fügung. (Quelle: destatis 2024)
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Aus­zu­bil­dende

hat die Hälfte der Aus­zu­bil­denden mit eigener Haus­halts­führung im Monat zur Ver­fügung. (Quelle: destatis 2024)
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Die Min­dest­aus­bil­dungs­ver­gütung 2025 liegt dar­unter. Azubis, die 2025 ihre Aus­bildung beginnen, bekommen diese Mindestvergütung: 

kostet ein WG-​Zimmer in deut­schen Hoch­schul­städten durch­schnittlich. Quelle: DGB 2024
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beträgt die BAföG-Wohnkostenpauschale. 
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Mit 380 Euro reicht die BAföG-​Wohnkostenpauschale an zwei Stand­orten in Deutschland für eine aus­rei­chende Miet­un­ter­stützung: Mag­deburg und Chemnitz. 

Quelle: IW 2024

Anspruch auf Wohngeld haben für Schüler*innen, Stu­die­rende und Aus­zu­bil­dende in der Regel nicht, wenn sie BAföG oder Berufs­aus­bil­dungs­bei­hilfe (BAB) erhalten oder erhalten könnten. Dass die vor­ge­sehene Pau­schale für Wohn­kosten nicht aus­reicht, erleben auch mehr als 12 % der Bürgergeld-​Haushalte in Deutschland. Diese müssen im Schnitt min­destens 100 Euro Wohn­kosten aus dem Regelsatz bestreiten.

Quelle: BMWSB, Nationale Armuts­kon­ferenz 2024

“Beim BAföG haben die Bedarfs­sätze in den letzten Jahren und Jahr­zehnten nicht mit der Preis­ent­wicklung und der Ein­kom­mens­ent­wicklung Schritt gehalten. Und des­wegen reicht ein BAföG auch häufig nicht zum Leben. Wenn man das nicht ändert, drohen uns immer mehr Stu­di­en­ab­brüche aus Geld­mangel.”

- Mat­thias Anbuhl vom Deut­schen Stu­die­ren­denwerk.
 

Quelle: hes­sen­schau 2024

Hohe Nach­frage, kleines Angebot

Bezahlbare Woh­nungen sind knapp und eine Bes­serung auf dem Woh­nungs­markt ist nicht in Sicht:

  • 910 Inter­es­senten kommen in den meisten Städten, die der MLP Stu­den­ten­wohn­report betrachtet, auf ein WG-​Zimmer bzw. eine kleine Wohnung unter 40m2. (Quellen: SWR 2024 und IW 2024)

  • Die Anzahl inse­rierter kleiner Woh­nungen und WGs hat sich ins­gesamt redu­ziert: An 29 der 38 vom Institut der deut­schen Wirt­schaft betrach­teten Standorte ist das Angebot rück­läufig.  (Quelle: IW 2024)

  • In München bei­spiels­weise stehen 42.000 Aus­zu­bil­denden 779 Plätzen im Azu­biwerk gegenüber. (Quelle: DGB 2024)
kleine Woh­nungen > 40 m²
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WG-​Zimmer
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kleine möblierte Woh­nungen auf Zeit
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7 Städte sind besonders teuer. Hier liegen die mitt­leren Ange­bots­mieten über 500 Euro für ein WG-​Zimmer (abstei­gende Rei­hen­folge): München, Frankfurt, Berlin, Hamburg, Köln, Düs­seldorf und Stuttgart. (Quelle: IW 2024)

Und die Miet­preise für Stu­die­ren­den­woh­nungen steigen weiter rapide:

  • Berlin: +9,4 %
  • Leipzig: +9,3 %
  • Greifswald: ca. +8,1 %
  • Bochum: ca. +7,6 % 
  • Hamburg: ca. 6,9 %
  • Durch­schnitt: + 5,1 %

Ein Grund dafür ist, dass viele Per­so­nen­gruppen um kleine und günstige Woh­nungen kon­kur­rieren: Aus­zu­bil­dende, (inter­na­tionale) Stu­die­rende, Fernpendler*innen, Berufseinsteiger*innen sowie Senior*innen. 

Quelle: IW 2024

Die Woh­nungsnot ver­schärft die Armuts­pro­ble­matik bei jungen Men­schen: Ohne stabile und bezahlbare Wohn­ver­hält­nisse sind sie ein­ge­schränkt in ihren Ent­fal­tungs­mög­lich­keiten und haben schlechtere Chancen auf Bildung, gesell­schaft­liche Teilhabe sowie beruf­lichen Erfolg. Das erhöht wie­derum das Risiko der lang­fris­tigen Armut.



Nach den Leit­linien des Deut­schen Instituts für Men­schen­rechte werden diese Aspekte für Min­dest­stan­dards in der Unter­bringung iden­ti­fi­ziert

Quelle: Deut­sches Institut für Men­schen­rechte 2024

Ohne Dach, ohne Perspektive

waren 2024 in Deutschland wegen Woh­nungs­lo­sigkeit in Ein­rich­tungen unter­ge­bracht. Obdachlose Per­sonen und Formen von ver­deckter Woh­nungs­lo­sigkeit werden nicht in der Sta­tistik berück­sichtigt. Quelle: destatis 2024
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Ursachen für Woh­nungs­lo­sigkeit junger Men­schen sind u. a.:

  • Brüche mit der Her­kunfts­fa­milie bzw. dem Elternhaus
  • Aus­stieg aus einem bestehenden Hilfesystem
  • Flucht­ge­schichten 

Quelle: LAG ÖF Bayern 2024

Was hilft?

Die For­de­rungen der BAG KJS

Stimmen

Mat­thias Anbuhl, Vor­stands­vor­sit­zender des Deut­schen Stu­die­ren­den­werks (DSW)

„Wir erleben eine neue Form der sozialen Auslese: Die Frage, ob ich ein Studium an einer bestimmten Hoch­schule auf­nehmen kann, hängt für viele Stu­die­rende davon ab, ob sie sich die Miete in dieser Stadt über­haupt leisten können.”

Quelle: SWR

Helga Röller vom Bündnis ‚Auf­Recht bestehen‘

„Eine halbe Million woh­nungs­loser Men­schen sowie der Anstieg von Zwangs­räu­mungen sind ein Alarm­signal. Die für die Fest­setzung der Wohn­kosten zustän­digen kom­mu­nalen Träger und die Bun­des­re­gierung bestreiten beharrlich den Handlungsbedarf.“

Quelle: Nationale Armuts­kon­ferenz 2024

Susanne Hahmann, Vor­sit­zende der BAG Wohnungslosenhilfe

„Für den Erfolg aller Hilfen sind jugend­ge­rechte sowie leicht zugäng­liche Bera­tungs­an­gebote not­wendig − sowohl digital als auch vor Ort. Jungen Men­schen kann nur dann lang­fristig geholfen werden, wenn die Angebote fle­xibel sind und auf ihre indi­vi­du­ellen Bedürf­nisse zuge­schnitten werden.“

Quelle: BAG W 2024 

Diakonie-​Experte Michael David, Mit­glied im Koor­di­nie­rungs­kreis der Natio­nalen Armutskonferenz

„Stig­ma­ti­sierung, Ächtung und Dif­fa­mierung; ‚Armen-​Bashing‘ ist in Deutschland Teil der nor­malen All­tags­sprache und der Politik geworden. Wieder werden plan- und wir­kungslose Bürgergeld-​Verschärfungen im Schnell­ver­fahren umge­setzt. Dagegen sind wirksame Inte­gra­ti­ons­hilfen für Lang­zeit­ar­beitslose und die Gewähr­leistung von Wohnraum nötig.“

Quelle: Nationale Armuts­kon­ferenz 2024

Ulrich Schneider, ehe­ma­liger Haupt­ge­schäfts­führer des pari­tä­ti­schen Gesamtverbandes

“Es zeigt sich, dass Armuts­be­kämpfung möglich ist. Die Reformen müssen nur wesentlich kon­se­quenter ange­gangen werden.”

Quelle: Der Pari­tä­tische 2024

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