Zwischen Hoffnung und Hindernissen: Armanis Weg in Deutschland
Armani kämpft seit Jahren darum, in Deutschland Fuß zu fassen, doch die Bürokratie legt ihm Steine in den Weg. „Alles hängt an meinem Aufenthaltstitel“, sagt er. „Solange der nicht verlängert ist, bin ich wie eingefroren. Ich kann nichts machen – nicht arbeiten, nicht studieren, nicht leben.“
Der Anfang in Deutschland – und die ersten Hürden
Armani kam vor knapp zehn Jahren nach Deutschland, voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Er besuchte die Berufsschule und begann eine Ausbildung zum Koch. Während der Covid-Pandemie stellte die Berufsschule komplett auf Homeschooling um. Nur mit einem Smartphone und nur eingeschränktem WLAN-Zugang ließ sich dieses nicht bewerkstelligen. Zudem schloss der Ausbildungsbetrieb während der Lockdowns. Armani unternahm zwei Anläufe, seine Prüfung abzulegen, fiel aber durch. Daraufhin musste er seine Ausbildung abbrechen und schließlich in einem Lager arbeiten. Doch dann lief sein Arbeitsvertrag aus, die Wohnung wurde zu teuer und sein Aufenthaltstitel begann Probleme zu bereiten. Er verlor sein Zuhause. „Ich habe eine Wohnung gefunden, aber schon zwei Monate später konnte ich die Miete nicht mehr bezahlen. Dann kam die Kette der Probleme: Jobcenter, Ausländerbehörde – keiner hat Verantwortung übernommen.“
Seitdem ist er gefangen in einem Kreislauf: ohne gültigen Aufenthaltstitel keine Arbeit — ohne Arbeit keine Wohnung — ohne Wohnung keine Möglichkeit, sich irgendwo fest anzumelden. Er beschreibt es als einen „Teufelskreis“, der ihn zunehmend belastet. Seine Aufenthaltsgenehmigung ist seit acht Monaten abgelaufen. Jede Anfrage bei der Ausländerbehörde endete im Nichts. „Die sagen immer: ‚Sie sind nicht im System‘ oder ‚Warten Sie noch‘. Aber ich warte seit fast einem Jahr.“
Wohnungslosigkeit und die Hoffnung auf ein Stück Normalität
Die Situation führte dazu, dass Armani wohnungslos wurde. Doch aufzugeben, war keine Option für ihn. “Ich versuche die ganze Zeit, mein Bestes zu geben.” Auf der Straße rutschen Menschen ab und flüchten sich in Drogen oder Alkohol. Er möchte nicht denselben Weg gehen. Trotz aller Rückschläge hält er an seiner Hoffnung fest, irgendwann ein Leben mit einer festen Wohnung, einem stabilen Job und vielleicht einer Familie führen zu können.
Mittlerweile hat er zumindest ein Dach über dem Kopf gefunden: ein kostenfreies Zimmer, das ihm durch eine Hilfsorganisation bereitgestellt wird. Es ist kein dauerhaftes Zuhause, aber es gibt ihm Raum, die nächsten Schritte anzugehen. Unterstützt wird er dabei vom Jugendmigrationsdienst und anderen sozial engagierten Personen, die ihn begleiten, Briefe schreiben und bei administrativen Angelegenheiten zur Seite stehen.
Bürokratie als Hürde und die psychischen Belastungen
Armani spricht ruhig, aber man merkt ihm an, wie sehr ihn die Bürokratie zermürbt hat. „Ich habe alles versucht: Briefe, E‑Mails, Anrufe. Aber die Behörden schieben mich hin und her.“ Besonders problematisch war die Zuständigkeitsfrage: Während er sich aktuell in Köln aufhält, stellte sich heraus, dass die Ausländerbehörde eines anderen Landkreises für ihn zuständig ist. Dort war Armani nach seiner Flucht als unbegleiteter Minderjähriger in Deutschland registriert worden. Weil sich dort aber noch weniger Chancen auf eine Arbeit boten, zog es ihn in die Großstadt. „Das hat alles noch mehr verzögert. Jetzt bin ich hier, aber es geht trotzdem nicht voran.“
Die ständigen Hindernisse haben Spuren hinterlassen. Armani berichtet, wie er ans Aufgeben gedacht hat. “Ich bin auch mal zusammengebrochen, weil es mir zu viel geworden ist. Ich sah keinen Weg raus. Aber dann haben mich Freunde und Helfer ermutigt, weiterzumachen.“
Arbeiten wollen, aber nicht dürfen
Armanis größter Wunsch ist es, wieder arbeiten zu dürfen. „Ich will mein eigenes Geld verdienen und unabhängig sein. Aber solange mein Aufenthaltstitel nicht verlängert ist, bin ich wie blockiert.“ Er erklärt, dass er bereits Erfahrungen als Lagerarbeiter gesammelt hat und auch eine Ausbildung als Koch begonnen hatte. Sein Traum: eine zweite Ausbildung im Handwerk. „Ich bin gut mit meinen Händen. Ich mag es, praktisch zu arbeiten.“ Und: “Ich will ein Leben haben, wo ich sicher bin, dass ich am nächsten Tag wieder etwas zu tun habe. Dass ich einen sicheren Platz, eine Wohnung, eine Familie habe.”
Doch die derzeitigen Arbeitsbedingungen in Deutschland sieht er kritisch. „Viele Leute arbeiten hart und am Ende bleibt kaum etwas übrig. Die Mieten sind hoch, die Lebenshaltungskosten steigen. Warum sollen die Leute sich anstrengen, wenn sie trotzdem kaum über die Runden kommen?“ Trotz dieser Kritik bleibt er optimistisch: „Ich will arbeiten, auch wenn es schwer ist. Ich will etwas erreichen.“
Politische Gedanken und gesellschaftliche Kritik
Obwohl Armani tief in seinen eigenen Problemen steckt, hat er einen scharfen Blick für die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in Deutschland. Er kritisiert die Vorurteile gegenüber Migrant*innen und die Ungleichheit zwischen Arm und Reich. „Die Armen haben keine Stimme. Wenn man Geld hat, kümmern sich die Behörden. Wenn nicht, bist du egal.“
Er spricht auch über das aktuelle politische Klima, die Diskussionen über Bürgergeld und die Haltung gegenüber Migration. „Die Leute wollen uns zurückschicken, aber was bringt das?“
Ein Blick in die Zukunft
Armani träumt von einem Leben, das sich nach Normalität anfühlt. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg – ein Weg, den er trotz aller Hindernisse mit einer bemerkenswerten Resilienz beschreitet. „Ich gebe nicht auf“, sagt er abschließend. „Ich will zeigen, dass ich es schaffen kann, egal wie schwer es ist.“