Monitor Jugend­armut 2022

Jugend­armut hat viele

Gesichter

Aktuelle Zahlen, Daten und Fakten.

Eine Lebenslage – viele Facetten

%

der Men­schen unter 25 Jahren sind von Armut betroffen oder gefährdet

(Daten­quelle: Mikro­zensus Kern)

%

der Jugend­lichen sorgen sich sehr oder etwas, mit ihrer Familie in Armut leben zu müssen durch die aktu­ellen Umstände (Quelle: Trend­studie Jugend Sommer 2022)

%

Armuts­ge­fähr­dungs­quote U18 2021 VOR Sozialleistungen

%

Armuts­ge­fähr­dungs­quote U18 2021 NACH Sozialleistungen

Quelle:
Stat. Bun­desamt (EU-​SILC)

“Wir wissen aus einer Lang­zeit­studie […], dass armuts­be­troffene Kinder und Jugend­liche ten­den­ziell kleinere Freun­des­kreise haben. Sie haben ein höheres Risiko für gesund­heit­liche Ein­schrän­kungen — auch in der psy­chi­schen Gesundheit. Sie haben ein gerin­geres Selbst­wert­gefühl und auch kör­per­liche Ein­schrän­kungen — wie schlechtere Zahn­ge­sundheit. Sie haben ten­den­ziell geringere Bil­dungs­ab­schlüsse oder größere Schwie­rig­keiten beim Übergang in die Grund­schule und von der Grund­schule in die wei­ter­füh­rende Schule.”

- Alex­ander Nöhring, Geschäfts­führer Zukunfts­forum Familie

0 Millionen
Men­schen unter 25 Jahren waren 2021 von Armut bedroht (Quelle: Statista)

Wen es wie stark trifft*

Ø Gesellschaft 
16.6%
Unter 18 Jahren 
20.8%
18–25 Jahre 
25.5%
Haus­halte mit drei oder mehr Kindern 
23.6%
Alleinerziehenden-Haushalte 
26.6%

*Quelle: Mikro­zensus Kern

Jugend­armut:

Wie Monopoly mit nur einem Würfel spielen – während alle anderen zwei nutzen dürfen.

Monopoly_Asset

Jugend­armut wird in der Regel “geerbt”, selten selbst verursacht.

Jugend­liche und junge Men­schen, die von Armut und Aus­grenzung bedroht sind, sind dies vor allem durch ihr Elternhaus und dessen Haushalts-​Nettoeinkommen und/​oder Bil­dungs­stand. Sie starten mit gerin­geren Startchancen.

Ein Expe­riment an der weltweit renom­mierten Berkeley-​Universität hat dies an dem Spiel Monopoly unter­sucht: Was macht es mit den Spielern, wenn die einen deutlich mehr Chancen haben als die anderen?

Arm sein in Krisenzeiten: 

Corona und die hohe Inflation ver­schlechtern die Zukunftsaussichten

Schlechtere Start­chancen müssen nicht in allen Fällen zu schlech­teren Resul­taten führen – das Befreien aus den schlechten Anfangs­be­din­gungen wird jedoch noch schwie­riger, wenn die Umstände gegen einen arbeiten.

Die hohen Teue­rungs­raten und die Resultate aus bald drei Jahren Corona-​Sonderzuständen hin­ter­lassen bei der jungen Gene­ration ihre Spuren.

Corona

Junge Men­schen denken, durch die Corona-​Krise hat sich fol­gendes für sie verschlechtert:*

Psy­chische Gesundheit 
46%
Lebensstandard 
30%
finan­zielle Situation 
27%
schu­lische & beruf­liche Perspektive 
27%

*Quelle: Trend­studie Jugend

Inflation

Junge Men­schen sorgen sich sehr oder etwas*, dass…

..sie und ihre Familie in Armut leben müssen 
68%
…sie sich durch den Krieg und Inflation weniger leisten können werden 
60%
die Zukunft in drei Jahren für sie schlechter aussieht 
37%

*Quelle: LIZ MOHN Center | Ber­telsmann & IPSOS 

Für manche sind die Sorgen schon zur Rea­lität geworden.

Denn Fakt ist: Seit 2020 nimmt die Armuts­ge­fährdung zu

Armuts­ge­fähr­dungs­quote von Men­schen unter 18 Jahren nach ver­schie­denen Indizes

EU-​SILC (vor Sozialleistungen)

2020 
32.4%
2021 
37.2%

EU-​SILC (nach Sozialleistungen)

2020 
15.4%
2021 
16.2%

Mikro­zensus Kern

2020 
20.4%
2021 
20.8%

AROPE

2020 
22.3%
2021 
23.5%

Quellen: Sta­tis­ti­sches Bun­desamt | Sta­tis­tische Ämter des Bundes und der Länder

Corona-​Krise und Preis­spirale ver­stärken die Pro­blem­lagen bei:

Digi­taler Teilhabe 

Home­schooling ist gut – wenn man genügend digitale Zugangs­geräte und aus­rei­chend Daten­vo­lumen hat. Auch immer mehr zah­lungs­pflichtige Dienst­leis­tungen im Internet (Pay­walls, Pay2Win) schließen weniger zah­lungs­kräftige Jugend­liche aus. 

Bildung 

Bildung wird immer digi­taler – was die aus­schließt, welche sich weniger digi­talen Zugang erlauben können. Schon jetzt besitzen Schüler*innen, deren Eltern erwerbslos sind, signi­fikant nied­rigere digitale Kom­pe­tenzen in der neunten Klasse.

Stei­gende Wohn- und Lebenskosten 

Angebot und Nach­frage nach Aus­bil­dungs­plätzen sind häufig lokal unter­schiedlich ver­teilt. Wie soll man aber in einem ent­fernten Ort eine Aus­bildung beginnen, wenn man sich dort die Miete gar nicht leisten kann? 

Digitale Armut:

Schon jetzt für die Zukunft abge­hängt sein

0 % ↓
geringer fallen die digi­talen Kom­pe­tenzen bei Neuntklässler*innen aus, deren Eltern erwerbslos sind (Quelle: RWI – Leibniz-​Institut für Wirtschaftsforschung)
0 % ↓
nied­riger fällt der Digitalisierungs-​Index von Haus­halten mit nied­rigem Netto-​Einkommen gegenüber den Bes­ser­ver­die­nenden aus (Quelle: Initiative D21)

Men­schen in von Armut bedrohten Haus­halten besitzen statistisch-​evident sowohl weniger digitale Zugangs­geräte als auch digitale Kom­pe­tenzen. Nicht unpro­ble­ma­tisch in einer Zeit, in der sich immer mehr in die digitale Welt verlagert.

Besonders die Jugend­kultur und Bildung sind nach Corona deutlich digi­taler geworden. Ein Problem für Men­schen, die dort finan­ziell nicht Schritt halten können.

Armut in Zeiten explo­die­render Preise:

Wenn Exis­tenz­aufbau unbe­zahlbar wird

0 %
des BAföGs für Faschüler*innen (bspw. ange­hende Erzieher*innen) kostet ein durschnitt­liches WG-​Zimmer 2022
0 Mio
Men­schen konnten bereits 2021 (!) ihre Wohnung aus Geld­mangel nicht ange­messen heizen (Quelle: Sta­tis­ti­sches Bundesamt)

Dass die Inflation die­je­nigen über­mäßig trifft, die über wenig Geld ver­fügen, ist all­gemein bekannt. Doch was ist mit denen, die sich gerade eine eigen­ständige Existenz aufbauen?

Bezie­hungs­weise: Wie eigen­ständig kann eine solche Existenz werden, wenn wenig Rest vom Rest­budget bleibt?

Wenn sich Chancen gar nicht erst bilden können:

(Aus)Bildung in Krisenzeiten

Bildung ist ein ent­schei­dender Ausweg aus einer Armuts­ge­fährdung. Umge­kehrt sind vor allem die Men­schen von Armut gefährdet, die nur über eine niedrige Bildung und/​oder keine abge­schlossene Aus­bildung ver­fügen – oder derzeit keiner Erwerbs­tä­tigkeit nachgehen.

Dem­entspre­chend wichtig ist ein gelin­gender Bil­dungs­verlauf. Doch gerade hier liegen die Probleme:

0 %
Anteil aller Schulabgänger*innen ohne Bil­dungs­ab­schluss (Quelle: INSM Bil­dungs­mo­nitor 22)
0 %
der Aus­bil­dungs­plätze sind für Men­schen ohne Haupt­schul­ab­schluss zugänglich (Quelle: BA)
0 %
eines Jahr­gangs weisen keine “bil­dungs­po­li­tisch unpro­ble­ma­tische” Ein­mündung in Aus­bildung und Studium auf (Quelle: Ber­telsmann Stiftung) 
0
von ca. 750.000 Schulabgänger*innen haben das Risiko, lang­fristig ohne Aus­bil­dungs­ab­schluss zu sein (Quelle: Ber­telsmann | Natio­naler Bildungsbericht)
0 %
der Aus­bil­dungs­stellen werden nicht besetzt auf­grund von regio­nalen sowie berufs­fach­lichen Pas­sungs­pro­blemen (Quelle: Natio­naler Bildungsbericht)

Ein Gesicht von vielen: 
Angelique

Lange hat die heute 18-​Jährige mit sich gerungen, ob sie ihre Geschichte öffentlich erzählen soll. Ange­lique ist auf­geregt. Streicht sich immer wieder ihre langen blonden Haare aus dem Gesicht und nimmt noch einen Schluck Wasser. “Ich möchte nicht, dass die Men­schen schlecht über meine Familie denken”, erklärt sie. Ande­rer­seits ist ihr wichtig zu sagen: “Ich hatte es nicht leicht”.

Der Zukunft in’s Gesicht schauen: 
Neu handeln!

%

Des Bun­des­haus­halts fließt 2022 (Soll) in Sozi­al­leis­tungen nach SGB II und III.

Das sind:

0 Mrd €

Quelle: Finanz­mi­nis­terium

Und trotzdem ist fast jeder vierte junge Mensch armuts­ge­fährdet

0 Mio
Deutsche unter 18 Jahren sind auch NACH dem Erhalt von Sozi­al­leis­tungen von Armut gefährdet (Quelle: Sta­tis­ti­sches Bun­desamt | EU-SILC)

Die Defi­nition von Wahnsinn ist es, immer wieder das gleiche zu pro­bieren und dabei andere Ergeb­nisse zu erwarten 

Um den Status quo zu ver­ändern, braucht es effektive Lösungs­an­sätze, welche die Pro­bleme und ihre Ursachen angehen, statt nur Verteilungs-​Prozentsätze zu verschieben.

“Ein Euro, den Sie in eine 14-​jährige inves­tieren, ist deutlich besser als dieser eine Euro, den Sie dann in diese gleiche Frau inves­tieren, wenn sie 24 oder 34 ist.”

Warum es sich volks­wirt­schaftlich lohnt…

Viele Pro­bleme, einige Ansatzpunkte

Die For­de­rungen der BAG KJS

Lang­fristige, ver­bind­liche Absi­cherung für Hilfen

Eine teil­ha­ber­ori­en­tierte Grund­si­cherung für Kinder und Jugend­liche ein­führen, die mehr absi­chert als das bloße Existenzminimum

Jungen Men­schen eine Jugend als Jugend gewähren – nicht als Karrierevorbereitung

Absi­cherung für junge Erwachsene, die sich nicht in Aus­bildung befinden oder Bil­dungs­gänge durchlaufen

Eine ver­bind­liche Aus­bil­dungs­ga­rantie ein­führen — und so das Recht auf Inklusion, Bildung und Aus­bildung kon­se­quent umsetzen

Ein digi­tales Exis­tenz­mi­nimum fest­legen – und so digitale Teilhabe umfassend ermöglichen

Woh­nungs­lo­sigkeit aktiv bekämpfen und mehr bezahl­baren Wohnraum für junge Men­schen schaffen

Die indi­vi­duelle Assistenz und sozi­al­päd­ago­gische Begleitung durch erwei­terte Formen stärken

Helfen Sie mit: Erzählen Sie es weiter!

Facebook 
Twitter 
LinkedIn 
XING 
WhatsApp 
Email 
Skip to content