Auch zwölf Jahre nach Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention ist die (Aus)Bildungsteilhabe aller Menschen in Deutschland, unabhängig von deren Bedarfen und Voraussetzungen, nicht erfüllt. Das deutsche Bildungssystem exkludiert nach wie vor Viele, während konsistente inklusive Konzepte fehlen. Viel zu vielen jungen Menschen ist ein erfolgreicher Weg durch Schule und Ausbildung versperrt, weil sie nicht die dafür benötigte Unterstützung und Förderung erhalten oder ihnen Zugänge fehlen.
Wir sind der Überzeugung:
Damit Inklusion aller jungen Menschen gelingt, bedarf es struktureller Veränderungen im bestehenden (Aus-)Bildungssystem sowie dem Ausbau bedarfsgerechter Unterstützungsangebote. Es stehen ausreichende, bedarfsgerechte und verlässliche Angebote der Jugendsozialarbeit bereit, die junge Menschen vor und während der Ausbildung individuell unterstützen, fördern und begleiten – es braucht einen deutlichen politischen Willen, diese einzusetzen.
Unser Formulierungsvorschlag für den Koalitionsvertrag:
Die Statistikdaten zum Ausbildungsmarkt (Juli 2021) belegen: Mehr als 40 % aller Ausbildungssuchenden haben noch keine Ausbildungsstelle gefunden. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Fehlende Passung von Angebot und Nachfrage, fehlende Zugänge zu Ausbildungsangeboten, unzureichende Voraussetzungen und Berufsorientierung der jungen Menschen sind einige der Gründe. Diese negativen Entwicklungen haben sich seit Beginn der Pandemie weiter verstärkt. Deutlich wird, dass viele jungen Menschen alleine gelassen sind, sobald sie in der Schule oder beim Zugang in Ausbildung nicht mithalten können. Hier fehlen zum einen flächendeckende, verlässliche, sozialpädagogische Unterstützungsangebote, die Jugendliche dort individuell fördern, wo sie es am meisten benötigen. Zum anderen wirken die Strukturen und Rahmenbedingungen exkludierend. Die Ergebnisse der Staatenprüfung zur UN-Behindertenrechtskonvention lassen noch auf sich warten. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass inklusive Strukturen im (Aus-)Bildungssystem weitgehend fehlen. Die Bildungsinstitutionen müssen endlich inklusive Lernkonzepte entwickeln und umsetzen, die Vielfalt zulassen und ALLE Schüler*innen mitnehmen, statt einen nicht geringen Teil auszugrenzen. Der Bildungserfolg darf nicht weiter vom Elternhaus abhängen. Auch im Bereich der berufsbildenden Schulen und Ausbildungsbetriebe kann festgestellt werden, dass Zugänge sowie Erfolg in der Ausbildung nur jenen jungen Menschen gelingen, die hierfür sehr gute Voraussetzungen mitbringen. Bei der schulischen, beruflichen und gesellschaftlichen Teilhabe aller jungen Menschen besteht also erheblicher Nachholbedarf.
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