Die Herausforderungen der bundesweiten Mobilität und auch die derzeitige Situation auf dem Wohnungsmarkt erschweren es jungen Menschen, eine Ausbildung in einer anderen Stadt zu beginnen oder während der Blockschulphasen der Berufsschule in gesicherten Wohnverhältnissen zu leben. Jugendwohnen ermöglicht nicht nur Mobilität am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, durch gezielte sozialpädagogische Begleitung und Förderung junger Menschen trägt es zu erfolgreichen Ausbildungsabschlüssen und der Teilhabe bei. Etwa 20% der Jugendwohnheime beherbergen überwiegend Blockschüler*innen, die nur für eine kurze Zeit dieses Angebot in Anspruch nehmen. Angestrebt werden müssen bundesweit einheitliche Fördermöglichkeiten von Blockschüler*innen im Jugendwohnen. Bisher sind die Fördermöglichkeiten von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich, teils sehr gut, teils nicht existent. Maßgebliche Akteure sind hier die Bundesländer und Kommunen, aber auch die Bundesebene ist in der politischen Vermittlung gefragt.
Wir sagen:
Attraktivität und Rahmenbedingungen von Ausbildungsberufen werden verbessert, indem eine bundesweit gleichwertige Förderung der Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Mobilität der jungen Menschen erreicht wird. Gemeinsame Lösungen sollen mit Bundesländern gesucht und anregt werden.
Unser Formulierungsvorschlag für den Koalitionsvertrag:
Das zentrale Anliegen der Jugendsozialarbeit und des Jugendwohnens, allen jungen Menschen Ausbildung zu ermöglichen, hat die Bundesregierung bereits 2018 aufgegriffen. Im Rahmen ihrer „Offensive für Bildung“ hatte die Regierung u.a. im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD 2018 angekündigt, das Jugendwohnen als Mobilitätshilfe auf dem Ausbildungsmarkt zu stärken. Bislang wurde diese Ankündigung nicht eingelöst. Der Ausbau des Jugendwohnens ist jedoch ein wesentlicher und unverzichtbarer Bestandteil, um das Recht junger Menschen auf Ausbildung und Teilhabe zu gewährleisten. Um hier politischen Konsens herzustellen, muss der Bekanntheitsgrad des Jugendwohnens durch alle beteiligten Akteure gestärkt werden. Forschungsprojekte und Veröffentlichungen mit Bezug zu den Themen Jugendhilfe, Jugendsozialarbeit und Ausbildung beziehen bisher das Jugendwohnen als stabilisierendes und mobilitätsermöglichendes Angebot kaum ein. Erfreulich ist, dass der aktuelle Abschlussbericht der Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ die Notwendigkeit einer bedarfsgerechten Ausstattung von Azubi‑, bzw. Jugendwohnheimen anführt. Etwa 20% der Jugendwohnheime beherbergen überwiegend Blockschüler*innen. Hier reisen die Auszubildenden wochenweise für einen Teil ihrer Ausbildung in andere Städte. Oft vereinbaren Unternehmen oder Berufsschulen feste Platzkontingente mit den Einrichtungen für die Beherbergung. Das Angebot umfasst neben der sozialpädagogischen Begleitung meist auch Vollverpflegung. Die Blockschüler*innen finden in den Jugendwohnheimen schnell Anschluss an Mitschüler*innen. Dieses Setting sorgt trotz des Ortwechsels für persönliche Stabilität sowie Motivation und Durchhaltevermögen für die Ausbildung.Aktuell sind die Fördermöglichkeiten sehr heterogen: In Baden-Württemberg beispielsweise ist die Förderung für eine Unterkunft im Jugendwohnen mit einem Zuschuss inkl. Verpflegung von max. 40,50 €/Tag sehr gut, die Kosten werden vom Land getragen. In NRW beträgt ein Zuschuss max. 20 €/Tag, im Saarland max. 7 € pro Tag, in Bremen gibt es keine Förderung.
Links:
Strategien gegen Wohnungslosigkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen