Das Internet ist längst kein Lesemedium mehr, spätestens mit der Entwicklung des Web 2.0 erstellen, bearbeiten und verteilen die Internetnutzer*innen immer mehr Inhalte selbst, unterstützt von interaktiven Anwendungen. Damit eröffnen sich auch der Jugendsozialarbeit neue Kommunikationswege und Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit. Wie aber lassen sich diese neuen Möglichkeiten produktiv und vor allem auch in engem Austausch mit jungen Menschen nutzen? Wie lassen sich Teilhabe und Partizipationsmöglichkeiten junger Menschen in der Jugendsozialarbeit mittels Social Media verbessern?
Schaffung von Partizipationsmöglichkeiten im Rahmen der digitalisierten Jugendsozialarbeit
Wie kann man (mehr) Partizipationsmöglichkeiten im Rahmen der digitalisierten Jugendsozialarbeit für junge Menschen an beruflichen Schulen schaffen? Dieser Frage sind Studierende in Kooperation mit der IN VIA Jugendsozialarbeit nachgegangen. IN VIA Rottenburg-Stuttgart e. V. ist ein katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit und Träger von Einrichtungen und Diensten in der Diözese Rottenburg- Stuttgart. Schwerpunkte der Arbeit sind Angebote im Bereich Bildung, Beratung, Förderung und Begleitung von jungen Menschen, insbesondere von Mädchen und jungen Frauen. Die IN VIA Jugendsozialarbeit ist an drei verschiedenen beruflichen Schulen in Stuttgart Nord mit insgesamt ca. 4000 Schüler*innen tätig. Die Hauptzielgruppe stellen dabei die Schüler*innen in den Klassen Übergang Schule – Beruf dar, die zwischen 15 und 27 Jahre alt sind.
Ziel des Projekts war, die Bedarfe und Wünsche der Schüler*innen zu ermitteln und auf Grundlage dessen ein partizipatives Angebot zu etablieren, in welchem auch digitale Medien zum Einsatz kommen. Für die Bedarfsermittlung wurde eine digitale Umfrage (ca. 25 Fragen) über Google Formulare durchgeführt, an welcher 247 Schüler*innen aus unterschiedlichen Schularten teilgenommen haben. Neben den (Themen)-Wünschen der Schüler*innen an die Jugendsozialarbeit, wurde auch die Mediennutzung der Jugendlichen erfragt. Ziel war es dabei, zu erfahren, welches Sprachrohr für Jugendliche das passende ist.
Die Auswertung der Umfrage ergab, dass die Schüler*innen sich Angebote zum Thema Resilienz bzw. psychische Gesundheit von der Jugendsozialarbeit wünschen. Zudem konnte festgestellt werden, dass neben WhatsApp v. a. Instagram regelmäßig von Schüler*innen genutzt wird. Außerdem wurde ermittelt, dass die Schüler*innen durchaus interessiert sind, zu erfahren, was andere Klassen in Angeboten der Jugendsozialarbeit machen. Auch sind sie daran interessiert, Anderen von guten Angeboten in der Jugendsozialarbeit zu erzählen.
Workshop „Stark gegen Stress“
Resultierend aus den oben aufgeführten Ergebnissen wurde ein viereinhalbstündiger Workshop mit dem Titel „Stark gegen Stress“ entwickelt. Inhaltlich ging es dabei um das Thema psychische Gesundheit und Resilienz.

Das Besondere an diesem Workshop war zum einen, dass damit die Themenwünsche der Schüler*innen aus der Umfrage aufgegriffen wurden. Zum anderen wurde der Workshop durch einen medienpädagogischen und partizipativen Baustein ergänzt. Dieser neue Baustein ermöglichte es, dass Schüler*innen anderen Schüler*innen von Angeboten der Jugendsozialarbeit erzählen, sich über diesen Weg auch noch mal aktiv mit den zuvor vermittelten Inhalten auseinandersetzen und ihre Medienkompetenz steigern konnten.
Die Entscheidung, welche Inhalte sie posten, treffen die Schüler*innen dabei selbst. Als digitales Sprachrohr wurde dafür der bestehende Instagram-Kanal der IN VIA Jugendsozialarbeit genutzt. Mit Hilfe der Grafikdesign-Plattform Canva gestalteten die Schüler*innen in Kleingruppen ihre Posts für Instagram und erzählten anderen Schüler*innen von ihren Erfahrungen im Workshop „Stark gegen Stress“. Die Posts der Schüler*innen wurden von den Fachkräften noch auf rechtlich einzuhaltende Aspekte (z. B. Urheberrecht) überprüft und dann veröffentlicht.
Mehr davon!
Der Workshop wurde im Mai 2022 mit einer Klasse im Übergang Schule – Beruf durchgeführt. Insgesamt wurde sowohl die Mitbestimmung bei der Themenauswahl also auch der medienpädagogische Baustein von den Schüler*innen als sehr positiv bewertet. Die Schüler*innen konnten es kaum erwarten, ihre eigenen Posts online zu sehen. Über das Projekt haben die Schüler*innen den Instagram-Kanal der IN VIA Jugendsozialarbeit neu für sich entdeckt. Der Baustein soll zukünftig auch in andere Workshops der Jugendsozialarbeit integriert werden.
Neugierig geworden? Dann schauen Sie gerne mal auf dem Instagram Kanal jugendsozialarbeit_invia vorbei.
Ansprechpartnerin
IN VIA Stuttgart
Jan Jost
j.jost@foerderband-siegen.de
www.foerderband-siegen.de