Wie kann die Inte­gration digi­taler Medien in der Jugend­so­zi­al­arbeit gelingen?

In der Fach­tagung „Update Jugend­sozialarbeit – Wie die Jugendsozial­arbeit die digitale Trans­for­mation meistert!“ am 3. November 2021 wurde in einem Workshop ausge­hend von den hier vor­ge­stellten Pro­jekt­er­kennt­nissen noch einmal die Gelin­gens­fak­toren dis­ku­tiert, die relevant in der Jugendsozial­arbeit sind, um digitale Medien er­folgreich zu imple­men­tieren. Hier­zu wurde Dr. Christoph Kaletka der Sozi­al­for­schungs­stelle Dortmund von der Tech­ni­schen Uni­ver­sität Dortmund ein­ge­laden, um einen Impuls aus der Per­spektive von so­zialen Inno­va­tionen ein­zu­bringen, und daran anschließend eine Dis­kussion und Erfah­rungs­aus­tausch mit erfah­renen Pädagog*innen der Jugendsozialarbeit.

Die Jugend­so­zi­al­arbeit muss digi­taler werden

Grund­sätzlich besteht der Ein­druck, dass die Bedeutung der Digitalisie­rung für die Jugend­so­zi­al­arbeit in den Ein­rich­tungen aus­rei­chend vor­handen ist. Es wird auch darauf hin­ge­wiesen, dass die Jugend­so­zi­al­arbeit digita­ler werden muss, um Jugend­liche dort abzu­holen, wo sie sich zu ei­nem großen Teil auf­halten: nämlich im digi­talen Raum. Somit muss ein brei­teres Ver­ständnis seitens der Ein­rich­tungen und der Fach­kräfte ent­wi­ckelt werden, sodass Digita­lisierung keine Zusatz­aufgabe und kein nice-​to-​have ist, sondern muss neben der Arbeit in Präsenz als re­guläre Her­an­ge­hens­weise und als kon­ti­nu­ier­liche Aufgabe angese­hen werden.

Oft besteht aller­dings die Hürde, dass erfor­der­liche digitale Technik und Infra­struktur weder bei den Ein­rich­tungen noch den Jugendli­chen aus­rei­chend vor­handen sind. Wei­terhin fehlen bei vielen Jugend­lichen die Grund­kom­pe­tenzen, um digitale Technik ziel­führend für die Lebens­ge­staltung ein­zu­setzen (und diese nicht nur zur Unter­haltung zu nutzen), genauso wie eine entspre­chende digitale Qua­li­fi­zierung der päd­ago­gi­schen Fachkräfte.

Die Haltung muss stimmen

Ein wich­tiger Faktor für einen er­folgreichen Einsatz digi­taler Tech­nik ist die Haltung der Orga­ni­sation zur Digi­ta­li­sierung. Hier bewegen sich die Ein­rich­tungen zwi­schen den zwei Polen, die eher Bedenken haben (juris­ti­scher und finan­zi­eller Art oder die Über­zeugung besteht, dass man dies bisher auch nicht in der Arbeit benötigt hat) und den Ein­rich­tungen, die offen und expe­rimentierfreudig sind und digitale Medien prag­ma­tisch umsetzen. Ein wei­terer Erfolgs­faktor ist, dass Stra­tegien und Kon­zepte vor­handen sind, die eine Ori­en­tierung bieten, wonach Digi­ta­li­sierung umge­setzt werden soll. Außerdem muss mög­lichst der unmit­telbare Mehrwert für alle sichtbar sein. Zurückhal­tendere Ein­rich­tungen können von inno­va­ti­veren Ein­rich­tungen profi­tieren. Sie können aus deren Praxis den Mehrwert und Nutzen von Di­gitalisierung erkennen und verste­hen, dass eine Umsetzung mit vor­handenem und begrenztem Budget möglich ist.

Alle sollten sich die digi­talen Medien nutzbar machen

Außer Frage steht, dass nicht nur auf der Lei­tungs­ebene der Einrich­tung das Thema die ange­messene Relevanz erhalten muss. Auch die Fach­kräfte müssen in dem ganzen Prozess gut mit­ge­nommen werden.

Dies bedeutet zum einen ausrei­chend tech­nische Qua­li­fi­zierung, aber genauso auch eine Qualifizie­rung wie sich digitale Medien päd­agogisch sinnvoll ein­setzen lassen. Außerdem ist ein kon­ti­nu­ier­licher kol­le­gialer Aus­tausch hierzu wich­tig, um das Thema präsent zu hal­ten. Hilf­reich ist auch, wenn eine Person dafür in der Ein­richtung ver­antwortlich ist und regel­mäßig dazu berichtet. Oder, dass die Kom­petenz und Nähe zu digi­talen Medien von jün­geren Kol­legen genutzt wird.

Neues aus­pro­bieren, erprobtes weiterführen

Für die Umsetzung ist als wei­terer Faktor von Bedeutung, dass ent­sprechende Frei­räume geschaffen werden, um in kleinen Schritten an­zufangen und zunächst kleine Pro­jekte umzu­setzen. Denn gerade ein Expe­ri­men­tieren kann hilf­reich sein, Neues zu erproben. Wichtig ist wie bereits oben erwähnt, dass die Lei­tung dies unter­stützt. Dabei sollten die Angebote für die Jugend­lichen mög­lichst nie­der­schwellig sein und an ihre Lebenswelt anschließen. Al­lerdings ist hier immer abzu­wägen, zwi­schen dem, wie die Jugend­lichen am besten erreicht werden können und dem was rea­lis­tisch umsetzbar ist. So stellen Serious Games sicher ein großes Potenzial da, die Jugend­lichen zu erreichen und auf diesem Weg für Lern­in­halte zu gewinnen. Aller­dings muss auch berücksich­tigt werden, dass der Aufwand ein solches Spiel zu pro­gram­mieren, mit hohen zeit­lichen und finanzi­ellen Res­sourcen ver­bunden sein kann. Die Her­aus­for­derung wird darin bestehen, mit rea­lis­ti­schem Aufwand mög­lichst nah an den Ju­gendlichen anzu­schließen und den Mehrwert dar­zu­stellen, den die Di­gitalisierung bietet, und auf ana­logen Wegen nicht erreicht werden kann oder nur mit einem höheren Aufwand.

Mit Koope­ra­ti­ons­partnern geht vieles leichter und schneller

Zum wei­teren Erfolgs­faktor zählt, dass die Ein­rich­tungen gezielt nach Koope­ra­ti­ons­partnern suchen, die sie beim Vor­an­treiben der Digitali­sierung unter­stützen. Die Koopera­tionspartner können Hoch­schulen, Stif­tungen, freie Wirt­schaft, oder IT-​Berater sein. Nur die­je­nigen Ein­richtungen kommen in der Digitali­sierung voran, die sich auf den Weg begeben.

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