Die aktuelle Periode der EU-Jugendstrategie (2014–2018) endet mit diesem Jahr. Bis 2019 sollen ein neuer jugendpolitischer Rahmen für Europa gestaltet und eine erneuerte Jugendstrategie abgestimmt werden. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. liefert in ihrer Stellungnahme Hinweise zur Entwicklung und Umsetzung einer neuen EU-Jugendstrategie ab 2019. Zentrales Ziel der neuen Strategie muss es sein, die Teilhabe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Europa zu verbessern, insbesondere wenn sie schlechte Ausgangsbedingungen oder wenig Chancen im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt haben.
Inzwischen haben die Planungen für diese Strategie in Europa und in den Mitgliedstaaten Fahrt aufgenommen. Zurzeit besteht die Möglichkeit Ziele, Arbeitsformen und Themen vorzuschlagen und europaweit zu diskutieren. Die BAG KJS begrüßt den politischen Willen der EU, erneut Eckpfeiler für eine gemeinsame Jugendpolitik zu formulieren und der Jugend in Europa zukünftig eine größere Bedeutung beizumessen. Mit dem Ziel eine gute Wirkkraft für die neue Strategie zu erreichen, bringt die BAG KJS nun die Perspektive der Jugendsozialarbeit und ihrer Zielgruppen in den laufenden Strategiebildungsprozess ein.
Allen jungen Menschen Teilhabe an und in Europa ermöglichen
Die BAG KJS unterstützt das Bestreben der Europäischen Union, Jugendpolitik über das Jahr 2018 hinaus auf der europäischen Ebene zu gestalten und den einzelnen Mitgliedstaaten eine Orientierung für die nationale Umsetzung zu geben. Die umfassende Teilhabe und das Engagement aller jungen Menschen europaweit ist eine wesentliche Zukunftsvoraussetzung für ein solidarisches Europa.
Für die Jugendsozialarbeit in katholischer Trägerschaft sind für eine zukünftige EU-Jugendstrategie folgende Kernelemente unverzichtbar:
- Junge Menschen müssen auf der europäischen, der nationalen und der lokalen Ebene umfassend beteiligt und nicht nur nicht nur „angehört“ werden. Die direkte Einbindung der Selbstorganisationen, beispielsweise der Jugendverbände und weiterer zivilgesellschaftlicher Akteure, ist zu gewährleisten. Um adäquate Beteiligungsmöglichkeiten für benachteiligte Jugendliche zu erreichen, sind mehr Ressourcen und neue Zugänge für „barrierefreie“ Beteiligungsprozesse erforderlich.
- Die Ermöglichung transnationaler Mobilität insbesondere für benachteiligte Jugendliche muss zum vordringlichen Ziel der jugendpolitischen Strategien auf europäischer bzw. jeweils nationaler Ebene werden. Hierzu ist eine ausgeweitete und gesicherte finanzielle Förderung unabdingbar. Darüber hinaus sind verlässliche Stützstrukturen notwendig, die eine Einbeziehung benachteiligter junger Menschen in grenzüberschreitende Maßnahmen gewährleisten. Die Jugendsozialarbeit ist in der Lage, solche Strukturen wirkungsvoll und dauerhaft bereitzustellen. Voraussetzung ist aber auch hier eine ausreichende finanzielle Grundlage.
- Nonformale und informelle Bildungsprozesse junger Menschen müssen stärker gewichtet und anerkannt werden. Nötig ist die faktische Durchsetzung und Anwendung eines europäischen Referenzsystems und der nationalen Qualifikationsrahmen zur Anerkennung erworbener Qualifikationen und Kompetenzen.
- Gerade junge Menschen befinden sich in unterschiedlichster Weise in Übergangsprozessen. Deshalb war es richtig, die bessere Gestaltung von Übergängen in die Arbeitswelt durch die Unterstützung der Kinder- und Jugendhilfe und der Jugendsozialarbeit auf der nationalen Ebene in den Focus zu nehmen. Fragen einer guten Übergangsgestaltung – unter der besonderen Berücksichtigung informell und nonformal erworbener Kompetenzen – gilt es zukünftig weiter zu verfolgen und zu einem gemeinsamen Schwerpunkt in Europa werden zu lassen.
- Auf der Programmebene ist ein vereinfachter und unbürokratischer Zugang zu den europäischen Förderprogrammen – vor allem zum Bildungs- und Jugendprogramm Erasmus+ und den EU-Förderprogrammen, die für die berufliche Integration junger Menschen eine wichtige Ressource darstellen – zu schaffen. Originäre Jugendprogramme auf der nationalen Ebene wie „Jugend in Aktion“, das Schwerpunkte wie Jugendarbeit, informelle und politische Bildung sowie Partizipation verfolgt, sind dabei unabdingbar, um die Ziele der EU Jugendstrategie zu erreichen. Ihr Budgetanteil muss deutlich erhöht werden. In Deutschland z. B. liegt der Anteil des Jugendprogramms bisher nur bei 10 % (bei 20 % aller Teilnehmenden) des Gesamtprogramms von Erasmus +.
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