Das Kolpingwerk Deutschland setzt sich mit den Herausforderungen der Digitalisierung auseinander:
Digitalisierung ist aus der Arbeitswelt nicht mehr wegzudenken und die Veränderungen nehmen weiter rasant zu. Diese Entwicklungen standen im Mittelpunkt einer bundesweiten Fachtagung des Kolpingwerkes Deutschland in Wolfsburg bei Volkswagen (VW).
Das Kolpingwerk Deutschland unterhält fünf Bundesfachausschüsse:
- Arbeitswelt und Soziales
- Ehe Familie, Lebenswege
- Kirche mitgestalten
- Gesellschaft im Wandel
- Verantwortung für die eine Welt
Die inhaltliche Ausrichtung der Bundesfachausschüsse war diskussionsleitend. Sowohl für die Arbeit im Plenum als auch in Kleingruppen.
Wie weitreichend die Digitalisierung bereits heute die Arbeitswirklichkeit auch in der Produktion maßgeblich bestimmt, machte zum Einstieg in die Diskussionen die Besichtigung des VW-Werks den Teilnehmenden noch einmal deutlich.
Auf die Praxiseindrücke folgten Fachvorträge und Diskussionen:
- Andreas Strutz, Leiter Aus- und Weiterbildung Fahrzeugbau bei VW, beschrieb in seinem Vortrag die fortschreitende Digitalisierung in der Berufsausbildung. Ein Beispiel ist die digitale Schweißerausbildung mit der Virtual-Reality-Brille, die Kosten und Zeitaufwand reduziert, da ohne ein vorhandenes Werkstück das Schweißen geübt werden kann.
- Christoph Harland-Juhl, Fachreferent des Gesamtbetriebsrats der Volkswagen AG, wies darauf hin, dass z. B. neue Leichtbauroboter „Mensch-Roboter-Kooperation“ die Chancen zur ergonomischen Entlastung der Mitarbeiter ermöglichen (etwa indem die Traglast eines Bauteils von einem Roboter übernommen wird), in Summe aber zu Rationalisierungseffekte führen wie bei anderen Automatisierungen auch. Dadurch gingen in der Produktion Arbeitsplätze verloren. Andererseits entsteht durch die Digitalisierung ein zusätzlicher Arbeitskräftedarf von ca. 1000 IT-Experten bis 2020 bei VW.
- Professor Joachim Wiemeyer stellte in einer sozialethischen Bewertung dar, dass durch den Wandel einerseits Arbeitsplätze wegfallen, aber gleichzeitig völlig neue Berufsfelder entstünden. Der Wandel müsse deshalb gut vorbereitet werden, um Menschen durch Ausbildung, Umschulung, Weiterbildung zu qualifizieren. Dozentin
- Heike Maas, Lehrbeauftragte an der Hochschule Campus M 21 in München, zeigte, wie heute Menschen über soziale Netzwerke manipuliert würden. Beispiele seien Fake News und die Manipulation durch Social Bots, die eine menschliche Präsenz im Internet vortäuschen. Diese Gefahren sind gerade für die Jugendlichen relevant, die Nachrichten heute überwiegend aus den sozialen Netzwerken beziehe und nicht mehr aus der Zeitung.
Anschließend haben die fünf Bundesfachausschüsse des Kolpingwerks ihre Sicht auf die Gestaltungsmöglichkeiten und Herausforderungen der Digitalisierung dargestellt und mit den Teilnehmenden diskutiert.
Als Veranstaltungsfazit hielten die Teilnehmenden fest, dass Kolping die Politik nachdrücklich auf die mit der Digitalisierung verbundenen Herausforderungen hinweisen solle. Kolping könne die Entwicklung positiv mitgestalten, bevor Menschen abgehängt und von den sich rasant entwickelnden Arbeitsmärkten ausgeschlossen würden.
Damit stellt die Fachtagung einen wichtigen Teil der Auseinandersetzung des Kolpingwerks mit dem Thema Digitalisierung in der Arbeitswelt dar und macht deutlich, dass die Entscheidung dieses Thema weiter durch das Kolpingwerk zu verfolgen und kritisch zu begleiten, eine breite Unterstützung durch die Teilnehmenden gefunden hat.
Dr. Torben Schön