Ein Tür­öffner für Europa

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Ein Tür­öffner für Europa

Alex­ander Hauser — Fach­re­ferent Europa im Netzwerk der BAG KJS — und Silke Starke-​Uekermann — Refe­rentin für Öffent­lich­keits­arbeit — stellen das “Haus der offenen Tür” in Sinzig vor: ein Hotspot der euro­päi­schen Jugend(sozial)arbeit.Inter­na­tio­na­li­sierte Jugend(sozial)arbeit im Haus der offenen Tür in Sinzig

„Haus der offenen Tür“ hört sich erstmal nach her­kömm­lichem offenem Jugend­treff an, tat­sächlich ver­birgt sich aber hinter dem HoT Sinzig ein natio­naler Hotspot der euro­päi­sierten, grenz­über­schrei­tenden Jugend­arbeit und Jugend­so­zi­al­arbeit in katho­li­scher Trä­ger­schaft. Das HoT in der rhein­land­pfäl­zi­schen Klein­stadt Sinzig wird von der Kir­chen­ge­meinde St. Peter getragen und ist aus der Jugend­so­zi­al­arbeit, ins­be­sondere der Jugend­be­rufs­hilfe mit ihrer euro­päi­schen Aus­richtung nicht mehr wegzudenken.

Auf der Suche nach inno­va­tiven und wirk­samen Ange­boten, um (aus)bildungsferne Jugend­liche besser zu erreichen und eine Basis für die beruf­liche Inte­gration zu legen, startete das HoT vor fast 10 Jahren seine „euro­päische Kar­riere“. Prägend war der Ein­stieg in das vom Euro­päi­schen Sozi­al­fonds (ESF) und dem Bun­des­ar­beits­mi­nis­terium finan­zierten Pro­gramm „Inte­gration durch Aus­tausch“ (IdA).

Aus der lang­jäh­rigen Erfahrung leitet das HoT Emp­feh­lungen für Fach­kräfte ab und benennt Gelings­fak­toren um Jugend­liche für inter­na­tionale Angebote zu begeistern.

Start in die inter­na­tionale Arbeit war das IdA-​Projekt „HorYzont – Horizont erweitern, Zukunft gestalten”. Damit wurde 17 Jugend­lichen ohne beruf­liche Aus­bildung und abhängig von Hartz-​IV (SGB II) ein mehr­wö­chiger berufs­ori­en­tie­render Auf­enthalt in Polen ermög­licht. Die jungen Leute nahmen an dem inter­na­tio­nalen Angebot teil, welches in Koope­ration mit der Otto Benecke Stiftung umge­setzt wurde. Während der vier­wö­chigen „Maß­nahme“ mit Cha­rakter eines Work­camps konnten die Jugend­lichen einen “Gabel­stap­ler­schein” erreichen, ein Modul “Kos­metik” absol­vieren oder einen euro­päi­schen Com­pu­ter­füh­rer­schein erwerben.

2012 wurde das erste Projekt mit dem EU-​Programm Jugend in Aktion (heute Erasmus+) umge­setzt. Darauf folgten weitere. Aktuell laufen inter­na­tionale Pro­jekte wie das „Social inclusion out of the Box“, was sowohl einen inter­na­tio­nalen Fach­kräf­te­aus­tausch beinhaltet, wie auch einen Jugend­aus­tausch mit Spanien, Vietnam, Peru, Ecuador, Groß­bri­tannien, Nie­der­lande, Tsche­chien, Italien, Nepal, China und Deutschland. Mehr dazu unter www.socialinclusionoutofthebox.org. Oder auch das „Play for Change“ (Italien, Por­tugal, Deutschland); ein Erasmus+-Projekt, in dem Jugend­liche Schlüs­sel­kom­pe­tenzen erwerben und ein euro­päi­sches Stra­te­gie­spiel gemeinsam mit von den Jugend­lichen ent­wi­ckelt wurde.

Das ist nur ein kurzer EINBLICK, wie viel­fältig Jugend­so­zi­al­arbeit auf euro­päisch sein kann. Mehr Infor­ma­tionen zu Europa-​Projekten und den gesam­melten Erfah­rungen sind auf der Seite des HoT zu lesen.

Warum europäisch/​international (sozial) arbeiten?

Das wohl wich­tigste Argument die Arbeit des HoT so dezi­diert und umfänglich inter­na­tional aus­zu­richten, ist die positive und nach­haltige Wirkung gerade auf benach­tei­ligte Jugend­liche. „Die Jugend­liche war wie aus­ge­wechselt…“, so ein Kom­mentar über eine junge Frau, die für wenige Wochen an einem Aus­tausch in Luxemburg teil­ge­nommen hat und zuvor mit großen per­sön­lichen Schwie­rig­keiten zu kämpfen hatte. Und natürlich bietet die gemeinsame Umsetzung von inter­na­tio­nalen Maß­nahmen eine nochmals erwei­terte Chance der Bezie­hungs­arbeit mit und für die Jugend­lichen und die sie beglei­tenden Sozi­al­ar­bei­tenden. Aber auch für die invol­vierten Fach­kräfte ist die inter­na­tionale Jugend­so­zi­al­arbeit ein Gewinn. Sie lernen z.B. inno­vative Methoden, Ideen, Her­an­ge­hens­weisen aus dem Ausland kennen und können diese Zuhause umsetzen.

Welche Emp­feh­lungen geben die Mitarbeiter/​-​innen des HoT an Ein­rich­tungen und Fach­kräfte, die sich auf eine inter­na­tionale Jugend­so­zi­al­arbeit ein­lassen wollen:

  • grund­sätzlich muss in einer Einrichtung/​Organisation die Lei­tungs­ebene den inter­na­tio­nalen Ansatz mit­tragen und fördern
  • soweit möglich auf inter­na­tional erfahrene Fach­kräfte zurück­greifen bzw. diese mit eher uner­fah­renen Fach­kräften zusammenbringen
  • ein mög­lichst kon­kretes und erst einmal ein­faches „inter­na­tio­nales Projekt“ starten oder sich an bestehende trans­na­tionale Pro­jekte „anhängen“
  • bei Maß­nahmen mit arbeits­losen Jugend­lichen sind unbe­dingt die Jobcenter/​Jugendagenturen einzubinden

Fle­xible und „unkom­pli­zierte“ Orga­ni­sa­ti­ons­struk­turen helfen auch bei der Umsetzung inter­na­tio­naler Maßnahmen

Und wie sind die Jugend­lichen für solche Angebote zu gewinnen?

  • am besten ist die positive „Mund zu Mund­pro­pa­ganda“ unter den Jugendlichen
  • ein „inter­es­santes Zielland“ wirkt gerade bei Einsteiger/​-​innen motivierend
  • durch Werbung über digitale Medien, z.B. spe­zielle Facebook-Gruppe

Euro­päisch oder inter­na­tional zu arbeiten ist oft mit Pres­ti­ge­gewinn für die Ein­richtung ver­bunden. So hat z. B. das HoT im Jahr 2012 einen beach­tens­werten 3. Platz beim „Euro­pa­preis des Landes Rheinland-​Pfalz “ erhalten. Der Euro­pa­preis wird seit 1992 ver­liehen, aus­ge­zeichnet werden immer Initia­tiven, die sich um den euro­päi­schen Gedanken und die Völ­ker­ver­stän­digung ver­dient gemacht haben.

Alex­ander Hauser und Silke Starke-Uekermann

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